DeSci: Kann die Wissenschaft auf Blockchain umsteigen, um effizienter zu werden?

Dezentralisierte Wissenschaft, um Fortschritte zu erzielen. Das ist das Prinzip von DeSci, das sich auf die Blockchain stützt, um kollaboratives Arbeiten zu ermöglichen.

Was ist DeSci (Decentralized Science)?

Es heißt DeSci, dezentralisierte Wissenschaft. Diese noch junge Bewegung ist für eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern interessant. Dank der Blockchain und der Smart Contracts (intelligente Verträge) sowie der Tokens (digitale Wertmarken) entstehen neue kollaborative Arbeitsmethoden. Kurz gesagt, das Web3 könnte die wissenschaftliche Forschung erheblich erleichtern.

Laut Sarah Hamburg, einer Spezialistin für kognitive Neurowissenschaften, befindet sich DeSci am Scheideweg von zwei wesentlichen Trends. Einerseits besteht in der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Wunsch, die Art und Weise der Forschungsfinanzierung und des Wissensaustauschs zu reformieren. Auf der anderen Seite gibt es eine grundlegende Bewegung zur Verlagerung von Eigentum und Wert weg von den industriellen Zwischenhändlern. Eine Bewegung, die sich insbesondere auf Kryptographie und Blockchain stützt.

Finanzierung, gemeinsame und sichere Datenspeicherung usw. erleichtern

Die britische Wissenschaftlerin ist Mitbegründerin des Start-ups Phas3.io, das eine innovative Technologie namens Lynx entwickelt hat. Sie nutzt die Blockchain, um es den Besitzern von Wearables (vernetzte Kleidung oder Accessoires) zu ermöglichen, das volle Eigentum und die Kontrolle über ihre biometrischen Daten (einschließlich Gehirndaten) zu behalten. In der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlichte sie im Dezember 2021 einen Aufruf an Wissenschaftler, sich DeSci anzuschließen.

Laut Sarah Hamburg ist dies der beste Weg, die Wissenschaft zu demokratisieren. Und dafür zu sorgen, dass die Forschung nicht mehr in Silos stattfindet. Sie wird auch nicht mehr durch irgendwelche Engpässe (fehlende Mittel, Personal usw.) blockiert. Durch die Verwendung der Blockchain können wir Folgendes erreichen:

- Einen effizienten Peer-to-Peer-Datenaustausch und -speicher;

- Validierungsverfahren für wissenschaftliche Artikel, die durch die Verwendung von Token erleichtert werden;

- neue Methoden der Forschungsfinanzierung, die durch Kryptowährungen erleichtert werden.

Blockchain-Tools, die von DeSci verwendet werden

In einem Artikel, der auf der Website des amerikanischen Investmentfonds a16z (initiiert von Andreessen Horowitz) veröffentlicht wurde, beschreibt Sarah Hamburg die verfügbaren Instrumente. Hier ist eine Auswahl:

Smart Contracts oder selbstausführende Verträge

Die Neurowissenschaftlerin verweist auf die Tatsache, dass ihre Kollegen viel Zeit damit verbringen, die Veröffentlichungen ihrer Kollegen zu analysieren und zu validieren. Und am Ende sind es die wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die den ganzen Nutzen haben. Um die akademische Verlagsindustrie zu umgehen, wurde eine DAO (dezentralisierte autonome Organisation) namens Ants Review gegründet. Ihr Betrieb basiert auf Smart Contracts (oder "selbstausführenden Verträgen"). Dabei handelt es sich um autonome, auf der Ethereum-Blockchain basierende Programme, die automatisch ausgeführt werden, wenn vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. Sie könnten bald direkt zwischen Autoren und Gutachtern vermitteln, die für ihre Arbeit mit Tokens belohnt würden.

Anreize für DeSci-Communities

Digitale Token und Non-Fungible Tokens (NFTs) könnten verwendet werden, um wissenschaftliche Communities zu ermutigen, verschiedene Arten von Informationen zu teilen, zu überprüfen und zu organisieren. Dies würde sichere Austauschformate ("intelligente Manuskripte", die Daten und Open-Source-Protokolle verknüpfen) umfassen. Dies könnte Vorveröffentlichungen (Manuskripte, die vor der Begutachtung durch Fachkollegen veröffentlicht werden) erleichtern. Diese sind unerlässlich, um die wissenschaftliche Forschung zu beschleunigen, was sich während der COVID-Pandemie gezeigt hat.

Permaweb als Widerstand gegen die Zensur

Um eine politische Einmischung in die wissenschaftliche Forschung zu vermeiden, könnte die Lösung das Permaweb sein. Dabei handelt es sich um ein "unveränderliches und dezentrales Web, das die Kontrolle wieder in die Hände der Massen legt". Konkret geht es um einen durch die Blockchain gesicherten Raum, in dem Nutzer - in diesem Fall Wissenschaftler - ihre Daten und Informationen dauerhaft speichern können. Auf diese kann von überall und jederzeit zugegriffen werden, und zwar nur von denjenigen, die eine entsprechende Genehmigung erhalten haben.

Finanzierung durch Blockchain

Verschiedene wissenschaftliche DAOs (dezentrale autonome Organisationen) erforschen die vielfältigen Möglichkeiten, die die Blockchain bietet, um die Methoden der Forschungsfinanzierung zu revolutionieren. Sarah Hamburg führt als Beispiel an:

• Die Anpassung von öffentlichen Finanzierungsmodellen wie Quadratic Funding und Retroactive Funding. Um dies zu erreichen, werden Plattformen und Protokolle speziell für die Wissenschaft geschaffen.

• Die Verwendung von DeFi-Protokollen (Decentralized Finance). Sie ermöglichen eine nachhaltige und langfristige Finanzierung für Wissenschaftler.

• Gewinne aus der Kommerzialisierung von wissenschaftlichen Entdeckungen. Aber nicht beliebig: zum Beispiel durch den Verkauf von Fotos als NFT. Der Verkauf einer DNA-Sequenzierung oder eines neuen Moleküls könnte helfen, neue Forschung zu finanzieren.

DeSci: echtes Potenzial, doch müssen Regeln aufgestellt werden

Obwohl die DeSci-Bewegung noch in den Kinderschuhen steckt, ist das Potenzial offensichtlich. Aber dies kann nur unter bestimmten Bedingungen geschehen. Dazu gehört eine gewisse Regulierung des Sektors (um Missbrauch bei der Kommerzialisierung von wissenschaftlichen Entdeckungen zu vermeiden). Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass die ethischen Regeln eingehalten werden, und es müssen Wege gefunden werden, um die wissenschaftliche Qualität zu gewährleisten. Schließlich wird sich die Community auch auf die Themen einigen müssen, die im Rahmen von DeSci vorrangig behandelt werden sollen. Auch auf die Gefahr hin, dass sehr viele Projekte gleichzeitig bearbeitet werden.

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