Halter von Bitcoin und Kryptowährungen haben häufiger psychopathische Züge
Haben die Halter von Bitcoin und Kryptowährungen tendenziell psychopathischere Züge als die Normalbevölkerung? Zu diesem Fazit kommt eine neue, in der Zeitschrift PLOS One veröffentlichte Studie von Forschern der University of Toronto und der University of Miami.
Sogar der Nachrichtendienst Bloomberg griff das Ergebnis der Untersuchung auf.
Konkret sollen die Besitzer digitaler Vermögenswerte ein höheres Maß an „dunklen“ Persönlichkeitsmerkmalen, wie Narzissmus, Paranoia, Machiavellismus, Psychopathie und Sadismus aufweisen. Hinzu kommt, dass Krypto-Sympathisanten tendenziell ein höheres Bedürfnis nach Chaos haben und unter ihnen eine Opfermentalität weiter verbreitet sein soll.
Entscheidend ist, dass die hier vorgestellten Ergebnisse darauf hindeuten, dass der Besitz von Kryptowährungen mit mehreren nicht-normativen und wohl maladaptiven Eigenschaften verbunden ist.
Aus dem Fazit der Studie
Halter von Bitcoin und Co. sollen außerdem eher an Verschwörungstheorien glauben, häufiger alternative Medienplattformen nutzen und extremistische Gruppen unterstützen.
Bitcoin-Fans sind Psychopathen?
Die Forscher haben 2.001 US-Amerikaner – 900 Frauen und 1.101 Männer – im Sommer 2022 befragt. Circa 30 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, Kryptowährungen zu besitzen oder besessen zu haben. Das Ergebnis: Die rund 600 Sympathisanten von Bitcoin und Co. unterscheiden sich hinsichtlich einiger Persönlichkeitsmerkmale mitunter deutlich von den anderen Befragten.
Wir fanden auch heraus, dass der Besitz von Kryptowährungen mit dem Glauben an Verschwörungstheorien, „dunklen“ Persönlichkeitsmerkmalen (z. B. der „dunklen Tetrade“ aus Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie und Sadismus) und einer häufigeren Nutzung alternativer und unkonventioneller sozialer Medienplattformen verbunden war.
Aus der Studie
Tatsächlich gab es schon zuvor einige wissenschaftliche Arbeiten, die einen Zusammenhang von „dunklen Persönlichkeitsmerkmalen“ und dem Investieren in Bitcoin und Co. hergestellt haben. So etwa eine Studie von Forschern der Queensland University of Technology mit 556 Teilnehmern.
Damals griff die New York Post die Studie auf und titelte „Bitcoin-Fans sind Psychopathen, die sich um niemanden scheren, zeigt eine Studie“, was sich zu einem Meme in der Bitcoin-Community entwickelte.
Die Autoren der neueren Studie verweisen in der Literatur-Review auf weitere Erhebungen, welche zu ähnlichen Ergebnissen kamen und konkludieren:
Eine Analyse der vorhandenen Literatur legt nahe, dass Besitzer von Kryptowährungen überdurchschnittlich viele nicht-normative psychologische Eigenschaften besitzen und eine Reihe von nicht-mainstreamigen politischen Überzeugungen vertreten.
Aus der Studie
Die Eigenschaften von Krypto-Haltern
Die Faktoren, die laut der neueren Studie am ehesten auf eine Sympathie gegenüber Kryptowährungen schließen lassen sollen, sind neben dem männlichen Geschlecht die Nutzung alternativer Medien – insbesondere Telegram, Reddit, Blogs und 𝕏 – zur Informationsbeschaffung, die Fähigkeit zu argumentieren und eine antiautoritäre Einstellung.
Bei der Untersuchung eines umfassenderen multivariaten Modells sind die Variablen, die den Besitz von Kryptowährungen am stärksten vorhersagen, männlich, die Nutzung alternativer/grenzwertiger sozialer Medien als primäre Nachrichtenquelle, Argumentationsfähigkeit und eine Abneigung gegen Autoritarismus.
Aus der Studie
Laut der Studie sind die Bitcoin- und Krypto-Investoren zudem eher in das Lager der Verschwörungstheoretiker einzuordnen. Dennoch sollen sie großes Vertrauen wissenschaftlicher Experten entgegenbringen, was die Autoren durch eine niedrige Unsicherheitstoleranz erklären. Das Halten von Kryptowährungen stand außerdem in einem positiven Zusammenhang mit dem Vertrauen in die Regierung, obwohl die Krypto-Sympathisanten Autoritarismus verhältnismäßig stark ablehnten.
Interessanterweise waren die befragten Krypto-Halter politisch tendenziell eher den Demokraten zuzuordnen und positiver gegenüber den sehr linken Politikern Joe Biden und Bernie Sanders eingestellt als gegenüber Donald Trump. Da sich Trump in dem aktuellen Präsidentschaftswahlkampf als „Krypto-Präsident“ positioniert, wäre interessant zu sehen, ob aktuellere Daten ein anderes Bild zeichnen.
Die Krypto-Halter waren zudem eher jung, wiesen ein höheres Maß an Bildung und politischem Interesse auf, und verdienten mehr Geld. Obwohl die Sympathisanten von Bitcoin und Co. häufiger mit einem afroamerikanischen oder hispanischen als einem weißen Hintergrund assoziiert waren, fanden die Forscher einen Zusammenhang mit einer Neigung zum „Weißem Nationalismus“ heraus. Aber auch die links-radikale „Antifa“ bekam bei den befragten Krypto-Haltern eher positive Werte im Stimmungsbarometer.
Eine heterogene Gruppe?
Obwohl die Ergebnisse der in diesem Sommer veröffentlichten Studie wieder in die Kerbe schlagen, dass Bitcoin- und Krypto-Enthusiasten negative Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, zeichnen die Daten generell ein gemischtes Bild. Die Resultate scheinen sich in vielerlei Hinsicht zu widersprechen, was auch darauf hindeuten kann, dass sich die Community hinter Bitcoin und Co. aus Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Lagern zusammensetzt.
Da Bitcoin immer weiter in den Mainstream drängt und die Daten im Sommer 2022 erhoben wurden, ist davon auszugehen, dass sich das Bild seither bereits etwas verändert hat. Ob die Bitcoin-Community des DACH-Raums ebenfalls psychopathischere Züge aufweist, ist noch unklar.
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