Betreiber des Darknet-Marktplatzes Bohemia/Cannabia verhaftet
Polizisten in Irland und der Niederlande haben die Admins von Bohemia/Cannabia festgenommen, angeblich, nachdem sie die Bitcoin-Transaktionen nachverfolgt haben.
Es geschah schon Ende Juni, wurde aber erst jetzt publik : Polizisten in Irland und der Niederlande haben die beiden wichtigsten Admins des ehemaligen Darknet-Marktplatzes Bohemia/Cannabia verhaftet. Einen am Flughafen von Amsterdam, den anderen an einem unbekannten Ort in Irland.
Bei der Durchsuchung fand die Polizei unter anderem eine Bitcoin-Wallet. In ihr – eventuell noch in einer Monero-Wallet – stießen sie auf Coins im Wert von rund acht Millionen Euro.
Laut der Polizei war Bohemia/Cannabia bis Ende 2023 einer der größten Marktplätze im Darknet. Auf dem Höhepunkt vor etwa einem Jahr setzte Bohemia/Cannabia im Monat 12 Millionen Euro um, bei etwa 67.000 Deals im Monat. Der Marktplatz, der überwiegend Cannabis, aber auch Hacking-Tools anbot, sei „der weltweit größte und am längsten laufende internationale Dark-Web-Markt aller Zeiten“.
Die Ermittlungen gegen Bohemia/Cannabia begannen im Jahr 2022. Die niederländische Polizei identifizierte den Server in den Niederlanden. Nachdem die Betreiber Wind von den Ermittlungen bekamen, ging der Marktplatz im Herbst 2023, auf dem Höhepunkt seiner Aktivität, offline. Es gab Berichte über einen Admin, der Bitcoins vom Marktplatz entwendet hat, Verkäufer und Käufer beklagten sich, dass Aus- und Einzahlungen verloren gingen. Der berüchtigte „Exit Scam“, das häufigste Ende der meisten Darknet-Marktplätze, nahm seinen Lauf.
Anscheinend wurde dies zum Moment, in dem die Ermittler begannen, die Spur der Bitcoin-Transaktionen zu verfolgen – die dann zu den beiden Festgenommenen führte. So zumindest wird es im Internet behauptet, ohne dass es von Seiten der Polizei bestätigt wird.
Wie stets prahlt die Polizei mit dem Zugriff und versucht, User abzuschrecken: „Admins, Verkäufer und Käufer auf illegalen Marktplätzen denken oft, sie könnten der Polizei entgehen,“ sagt Stan Duijif, leitender niederländischer Ermittler. Es werde immer klarer, „dass das Darkweb nicht so anonym ist wie viele User denken. Dank der internationalen Kooperation wurde die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit dieser Märkte ein weiteres Mal schwer beschädigt.“
Weniger wichtig als behauptet
Zweifelhaft dagegen ist, ob Bohemia/Cannabia tatsächlich die wichtige Rolle spielte, die die Polizei dem Marktplatz zuschreibt. Der Blockchain-Analyst Chainalysis nennt ihn nicht in seiner Liste der Top-25-Darknet-Marktplätze für 2022; auch in einer Übersicht über den Markt im Jahr 2023 spielt Bohemia/Cannabia keine Rolle.
Schon die Silk Road setzte 2012, lange vor ihrem Höhepunkt, im Monat 1,2 Millionen Dollar um; Alphabay, im August 2016 der größte Darknet-Marktplatz, kam auf rund 16 Millionen im Monat. Insgesamt geht Chainalysis von rund zwei Milliarden Dollar Volumen im Jahr 2023 aus, mit mehreren Marktplätzen, die mehr als 200 Millionen machen. Diese Zahlen sind grob und punktuell, zeigen aber, dass Bohemia/Cannabia eher ein kleiner bis mittelgroßer Marktplatz war.
Im generellen scheint sich der Handel auf den Darknet-Marktplätze seinem Zenit zu nähern. So hat er sich noch immer nicht von dem Einbruch erholt, als im April 2022 der bis dahin größte Marktplatz, Hydra, abgeschaltet wurde . Zwar stieg das Handelsvolumen nach einem harten Einbruch wieder, ohne jedoch bisher seine alte Größe zu erreichen. Unabhängig davon wächst das Volumen nur langsam, längst nicht so rasch, wie etwa der Preis von Bitcoin über die Jahre hin.
Einen Beitrag dazu leistet auch die Taktik der Polizei. Sie hat mittlerweile anerkannt, dass sie das Ökosystem nicht besiegen, sondern nur kleinhalten kann. Sie kann nicht alle Märkte abschalten – aber Schrecken unter den Usern terrorisieren und das Vertrauen in die Marktplätze unterminieren.
Das Vorgehen gegen kleinere oder mittlere Märkte wie Bohemia/Cannabia schadet dem Ökosystem nicht materiell, sondern eher symbolisch. Konsumenten, die durch den Exit Scam Geld verloren haben und nun fürchten müssen, dass ihre privaten Daten inklusive Beweis für eine Bestellung im Darknet nun der Polizei vorliegen, dürften in Zukunft zweimal nachdenken, bevor sie im Internet wieder Drogen kaufen.
Manchmal heißt es nun, User könnten sich schützen, indem sie nicht den transparenten Bitcoin verwenden, sondern den anonymen Monero. Nicht ohne Grund wird er im Darknet immer weiter verwendet und von den meisten Märkten akzeptiert. Allerdings schützt Monero allenfalls die Administratoren und vielleicht die Händler. Für die User selbst liegt die entscheidende Schwachstelle nicht in Transaktionen, sondern darin, dass sie den Dealern ihre Postanschrift mitteilen, um Drogen geliefert zu bekommen. Dieses Problem lässt sich nicht durch Technologie lösen.
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