Donald Trump vs. Kamala Harris: Die Bedeutung der US-Wahl für Bitcoin
Am 5. November wählen die US-Amerikaner ihren nächsten Präsidenten. Zweieinhalb Monate später, am 20. Januar 2025, gibt es dann die offizielle Amtseinführung.
Bitcoin spielt in diesem Wahlkampf erstmals eine große Rolle – nicht zuletzt, weil sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris sich zu Kryptowährungen positioniert haben.
Wer die Wahl gewinnt, dürfte kurz- und mittelfristig von großer Bedeutung für die Adoption von Bitcoin und den gesamten Krypto-Markt sein.
Was ist die Haltung der Präsidentschaftskandidaten zu Bitcoin und Kryptowährungen?
Donald Trump
Donald Trump hat im Mai dieses Jahres bereits begonnen, sich für Bitcoin und Co. auszusprechen. Damals betonte er, dass man für ihn stimmen solle, wenn man Kryptowährungen mag. Kurz darauf akzeptierte er Wahlkampfspenden in Bitcoin und Kryptowährungen, womit er zum ersten Spitzenkandidaten wurde, der diesen Schritt gegangen ist.
Als er im Mai die libertäre Community adressierte, versprach er zudem, das Recht auf die Selbstverwahrung digitaler Assets zu schützen, keine digitale Zentralbankwährung zuzulassen und Ross Ulbricht am ersten Tag seiner Amtseinführung zu befreien. Ulbricht ist der Gründer des Darknet-Marktplatzes Silk Road, auf dem Bitcoin erstmals im großen Stil als Zahlungsmittel diente.
Donald Trump sicherte auch dem oft noch in der Kritik stehenden Mining -Sektor seine Unterstützung zu. Anfang Juni betonte er, er wolle, dass alle zukünftigen Bitcoin in den USA hergestellt werden – Blocktrainer.de berichtete .
Die Pro-Bitcoin-Positionen Trumps schafften es in Schriftform auch in das nationale Parteiprogramm der Republikaner. In diesem steht geschrieben:
Die Republikaner werden das ungesetzliche und unamerikanische Vorgehen der Demokraten gegen Kryptowährungen beenden und sich der Schaffung einer digitalen Zentralbankwährung entgegenstellen. Wir werden das Recht verteidigen, Bitcoin zu minen, und sicherstellen, dass jeder Amerikaner das Recht hat, seine digitalen Vermögenswerte selbst zu verwalten und frei von staatlicher Überwachung und Kontrolle damit Transaktionen durchzuführen.
Aus dem Parteiprogramm
Im Juli nahm der Bitcoin-Wahlkampf vom Ex-Präsidenten, der dem Asset in den Jahren zuvor noch kritisch gegenüber eingestellt war, dann an Fahrt auf. Trump erklärte in einem Bloomberg-Interview, dass seine Krypto-freundliche Haltung unter anderem daher rühre, dass er sich einen Vorsprung gegenüber China verschaffen wolle.
Wenn wir es nicht tun, wird China es aufgreifen und haben – oder jemand anderes, aber am wahrscheinlichsten China. China ist sehr stark daran interessiert. Außerdem wird es nicht verschwinden.
Donald Trump
Trump kam wenige Tage später auch noch als Speaker zur Bitcoin-Konferenz in Nashville – und seine Rede sollte große Wellen schlagen.
Auf der Bühne versprach Trump als Präsident, die rund 200.000 Bitcoin, die sich größtenteils aufgrund von Konfiszierungen im Besitz der USA befinden, in einen strategischen Bestand zu überführen.
Verkaufe niemals deine Bitcoin. Also, als finaler Part meines Plans heute verkünde ich, dass, wenn ich gewählt werde, dann wird es die Politik meiner Administration der Vereinigten Staaten von Amerika sein, 100 Prozent aller Bitcoin zu behalten, welche die US-Regierung momentan hält oder in der Zukunft noch akquirieren wird. […] Dies wird in der Tat als der Kern des strategischen nationalen Bitcoin-Bestandes dienen.
Donald Trump
Da ist die strategische #Bitcoin -Reserve😅 @realDonaldTrump will die rund 210.000 konfiszierten #BTC der USA als Präsident behalten🇺🇸
— Blocktrainer (@blocktrainer) July 27, 2024
Und er sagte: „Do not sell your Bitcoin.“ pic.twitter.com/Fo5f82RrLz
Im Rahmen der Rede gab es weitere, von der Bitcoin-Community positiv aufgefasste Aussagen des Ex-Präsidenten.
Bitcoin steht für Freiheit, Souveränität und Unabhängigkeit von Regierung, Zwang und Kontrolle.
Donald Trump
Außerdem kündigte er an, am ersten Tag seiner Amtseinführung Gary Gensler, den als Krypto-feindlich wahrgenommenen Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC , zu entlassen – auch wenn dies nicht ohne Weiteres möglich sein dürfte.
Kurz darauf spielte Trump in einem Interview mit FOX Business auch noch mit dem Gedanken, die mehr als 35 Billionen US-Dollar schweren US-Staatsschulden mit Bitcoin zu tilgen – Blocktrainer.de berichtete .
Wer weiß, vielleicht bezahlen wir unsere 35 Billionen Dollar [Staatsschulden] ab, in dem wir einen kleinen Krypto-Scheck aushändigen. Wir geben ihnen ein bisschen Bitcoin und vernichten unsere 35 Billionen Dollar.
Donald Trump
Das ist HUGE🚨 @realDonaldTrump scheint wohl wirklich die Option zu sehen, das Staatsschuldenproblem der USA mit #Bitcoin zu lösen🇺🇸🔥 pic.twitter.com/0YIe3ddAYb
— Blocktrainer (@blocktrainer) August 2, 2024
Ein Gesetzentwurf seiner Parteikollegin Cynthia Lummis, Senatorin vom US-Bundesstaat Wyoming, der den Kauf von einer Million Bitcoin zum Schuldenabbau vorsieht, liegt hierfür auch schon bereit.
Robert F. Kennedy Jr., der im Rahmen seines Präsidentschaftswahlkampfes sogar den Kauf von vier Millionen Bitcoin ankündigte, stellte sich Ende August auch noch hinter Trump. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich Trump im Falle einer Präsidentschaft mit einem Amt für Kennedy revanchiert.
JD Vance, der „Running Mate“ von Trump, hält laut einer aktuellen finanziellen Auskunft sogar zwischen 250.001 und 500.000 US-Dollar in Bitcoin. Bei einem Sieg der Republikaner wäre demnach der Vizepräsident ein Bitcoin-Besitzer.
Auch wenn sich Donald Trump mit dem von Bitcoinern stark kritisierten eigenen Krypto-Projekt wohl einige Sympathiepunkte wieder verspielt hat, dürfte seine potenzielle Präsidentschaft durchaus positiv für die weitere Adoption von Bitcoin sein.
Es ist damit zu rechnen, dass er dem Sektor generell weniger Steine in den Weg legen wird, als es die demokratische Regierung derzeit tut, und seine angekündigte Bitcoin-Reserve dürfte vielerorts dazu führen, dass sich Machthaber mit staatlichen Bitcoin-Investments auseinandersetzen – in Hongkong gab es schon die ersten Überlegungen diesbezüglich auf der politischen Ebene.
Kamala Harris
Kamala Harris, die derzeitige Vizepräsidentin der USA, hat lange damit gewartet, Stellung zu Bitcoin und Kryptowährungen zu beziehen.
Als Joe Biden seine Kandidatur zurückzog und Harris zur Spitzenkandidatin wurde, soll sich ihr Wahlkampfteam einem Bericht zufolge direkt mit Fragen bezüglich digitaler Assets an den Krypto-freundlichen Milliardär Mark Cuban gewandt haben.
Mit „Crypto for Harris“ wurde sogar eine Interessengruppe ins Leben gerufen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Krypto-Community für die Demokraten zu gewinnen. Harris selbst nahm bei der ersten Veranstaltung jedoch nicht teil und öffentliche Aussagen zu der Anlageklasse sollten weiterhin auf sich warten lassen.
Etwas konkreter wurde es, als Brian Nelson, leitender Wahlkampfberater von Harris, auf dem Parteitag der Demokraten im August an einer Gesprächsrunde mit Bloomberg News teilnahm. Angesprochen auf die Anstrengungen von Harris bezüglich der Krypto-Community erwiderte er Folgendes:
Sie wird eine Politik unterstützen, die sicherstellt, dass neue Technologien und diese Art von Industrie weiter wachsen können.
Brian Nelson
Ende September war es dann schließlich so weit – Kamala Harris selbst äußerte sich erstmals zu Kryptowährungen. Bei einer Spendenaktion in New York betonte sie im Rahmen der Vorstellung ihrer Wirtschaftspolitik, dass sie die Branche unterstützen werde.
Wir werden innovative Technologien wie KI und digitale Assets fördern und gleichzeitig unsere Verbraucher und Investoren schützen.
Kamala Harris
Diese Aussage schaffte es auch in Schriftform in die 80-seitige ökonomische Agenda von Harris und ihrem „Running Mate“ Tim Walz.
Mitte Oktober hieß es dann noch in der von ihrem Wahlkampfbüro veröffentlichten Agenda zu den Chancen für schwarze Männer:
Mehr als 20 % der schwarzen Amerikaner besitzen oder besaßen bereits Kryptowährungen. Vizepräsidentin Harris weiß zu schätzen, wie neue Technologien den Zugang zu Bank- und Finanzdienstleistungen erweitern können. Sie wird dafür sorgen, dass Besitzer und Investoren von digitalen Vermögenswerten von einem regulatorischen Rahmen profitieren, damit schwarze Männer und andere, die an diesem Markt teilnehmen, geschützt sind.
Aus der „Opportunity Agenda for Black Men“
Auch wenn die bisherigen Aussagen von Harris tendenziell positiv für den Krypto-Markt zu werten sind, hinterlässt der jeweils im selben Atemzug erwähnte Investorenschutz einen faden Beigeschmack. Dieser ist nämlich nicht selten ein Euphemismus für Überregulierung. Freudensprünge der Bitcoin- und Krypto-Community blieben entsprechend erst einmal aus.
Trump-Pump vs. Harris-Dump?
Aufgrund der wohl doch deutlich entschiedeneren Pro-Krypto-Haltung von Donald Trump korreliert der Bitcoin-Kurs schon seit einigen Wochen mit der Siegeswahrscheinlichkeit des Republikaners. Als sein Vorsprung laut den Wettmärkten seit dem 29. Oktober wieder dahinschmolz, ließ auch der Bitcoin-Preis Federn.
Die generelle Annahme ist, dass Trump als Präsident dem Sektor weniger Steine in den Weg legen wird beziehungsweise das regulatorische Umfeld zugunsten Bitcoin und Co. lockert.
Das renommierte Analysehaus Bernstein prognostizierte im September entsprechend, dass bei einer Wahl Trumps Bitcoin noch in diesem Jahr in einer Spanne von 80.000 bis 90.000 US-Dollar handeln dürfte. Sollte Harris gewinnen, so rechnet Bernstein mit einer Korrektur in die Range von 30.000 bis 40.000 US-Dollar.
Es ist aber nicht davon auszugehen, dass eine kommende demokratische Regierung Bitcoin bekämpfen wird. Die vergangenen dreieinhalb Jahre haben die Adoption nur bedingt gebremst – es gab sogar die lang ersehnte Zulassung der Bitcoin-Spot-ETFs im Januar.
Jedoch dürfte sich Enttäuschung im Markt breitmachen, dass die staatliche Bitcoin-Reserve bei einem Harris-Sieg erst einmal auf sich warten lassen würde. Zudem spiegelt der aktuelle Bitcoin-Kurs auch noch die hohe Wahrscheinlichkeit wider, dass Trump gewinnt, welche wohl mit einem Kursrückgang vorerst ausgepreist werden würde.
Was den Bitcoin-Kurs wirklich treibt
Es ist positiv zu werten, dass Bitcoin im wohl wichtigsten Wahlkampf der Welt angekommen ist und beide Spitzenkandidaten sich dazu genötigt sahen, zur Anlageklasse Stellung zu beziehen. Auch würde es sicherlich der breiten Adoption von Bitcoin helfen, wenn die USA eine staatliche Reserve etablieren, das Recht auf Selbstverwahrung schützen und den Mining-Sektor unterstützen.
Doch der Erfolg von Bitcoin hängt nicht davon ab, wer die USA anführt. Bitcoin geht seinen Weg. Auch wenn sich Länder gänzlich vor Bitcoin verschließen, zeigt sich immer wieder, dass die Menschen weiterhin das Netzwerk nutzen. So ist die Adoption von Kryptowährungen besonders hoch in Ländern wie Nigeria, Indien oder Indonesien, in denen die Nutzung von staatlicher Seite aus stark versucht wird, einzuschränken.
Das, was den Bitcoin-Kurs treibt, ist das schwindende Vertrauen in herkömmliche Staatswährungen. Und die Attraktivität dieser hängt unmittelbar mit der finanziellen Situation des jeweiligen Landes zusammen. Denn wenn ein Staat chronisch mehr Geld ausgibt, als er einnimmt, so bleibt letztlich nur die Option, dass die eigene Zentralbank über Umwege dem Finanzministerium die benötigten Mittel zur Verfügung stellt. Dies wirkt sich auf kurz oder lang auch negativ auf die Kaufkraft der Währung aus, wodurch die Kapitalflucht in alternative Assets an Fahrt aufnimmt.
Die vergangenen Jahrzehnte in dem aktuell vorherrschenden Fiatgeldsystem zeigen, dass es egal war, ob ein Demokrat oder ein Republikaner die USA angeführt hat: Die Staatsschulden sind weiter angestiegen. So dürfte es auch dieses Mal der Fall sein – nicht zuletzt, weil die Zinskosten auf die ausstehende Schuldenlast einen immer größer werdenden Kostenfaktor für die USA darstellen.
So rechnen Ökonomen damit, dass die schon knapp 36 Billionen US-Dollar an Staatsschulden sowohl unter Harris als auch unter Trump regelrecht ausufern werden – tendenziell sogar stärker unter Trump.
Das Committe for a Responsible Federal Budget, eine Non-Profit-Organisation, stellte in einem aktuellen Report heraus, dass aufgrund der vielen finanziellen Versprechen und/oder angekündigten Steuerkürzungen die US-Staatsschulden in beiden Szenarien mehrere Billionen US-Dollar hinzugewinnen werden.
Nach unserer zentralen Schätzung würde der Plan von Vizepräsidentin Harris die Schulden bis 2035 um 3,95 Billionen Dollar erhöhen, während der Plan von Präsident Trump die Schulden um 7,75 Billionen Dollar erhöhen würde.
Committe for a Responsible Federal Budget
Da die US-Staatsschulden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiter steigen werden – auch wenn Trump mit dem Gedanken spielte, diese mit Bitcoin zu tilgen – dürfte die Geldentwertung in den kommenden Monaten und Jahren nur weiter an Fahrt aufnehmen.
Bitcoin sollte davon als Asset profitieren. Einerseits, weil es das Vertrauen in das traditionelle Finanzsystem, das auf US-Staatsanleihen fußt, erschüttert. Andererseits, weil Bitcoin eine hohe Korrelation mit der globalen Geldmenge aufweist, die im Angesicht des schuldengetriebenen Systems nur weiter steigen kann.
Wie auch immer die Wahl ausgeht: Bitcoin geht seinen Weg, weil die Notwendigkeit für eine Alternative gegeben bleibt. Die Wahl entscheidet dafür viel mehr, ob sich die USA früh genug Bitcoin zunutze machen, oder ob sie weiterhin anderen Ländern wie El Salvador oder Bhutan den Vortritt lassen.
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